Shanghai, 15. 10.2011
Lieber Markus ,
seit zweieinhalb Wochen reise ich durch China. Ich fing in Beijing an. Dort habe ich so ziemlich alles gesehen, was man sehen muss: den Kaiserpalast und den Platz des Himmlischen Friedens (samt Mao- Mausoleum) , den Lamatempel und den Himmelstempel , den alten und den neuen Sommerpalast , die Minggräber und die Große Mauer. Vom Kaiserpalast war ich total begeistert. (Die Verkaufsbuden vor dem Eingang finde ich allerdings scheußlich. Was haben Wollpullover und Stofftiere mit dem Kaiser von China zu tun!?) An der Großen Mauer war ich zweimal. Das erste Mal war ich mit einer Gruppe in Badaling —und es war furchtbar. Vor lauter Menschen konnte ich die Mauer nicht sehen, und die Große Mauer erschien mir klein und unbedeutend. Ich beschloss, es noch einmal zu versuchen. Beim zweiten Mal mietete ich für einen Tag ein Taxi (mit einem netten Taxifahrer) und fuhr nach Mutianyu. Dort war es dann wunderschön: wenige Leute und eine wirklich große Mauer. Und kleine Dörfer mit den traditionellen nordchinesischen Hofhäusern.
Außer diesen Sehenswürdigkeiten wollte ich natürlich auch das moderne Beijing sehen. Ich mietete ein Fahrrad und fuhr die Changan entlang in Richtung Westen. Ich besuchte auch das Vogelnest, das Nationalstadion, in dem die Olympischen Spiele 2008 Stattfanden. Das war phantastisch! Danach besuchte ich eine Ausstellung moderner chinesischer Kunst. Beijing ist im Herbst wunderschön. Es ist immer sonnig, der Himmel ist immer blau, und überall verkaufen Leute orange Kakis.
Von Beijing aus fuhr ich mit dem Zug nach Xi'an, die Tonarmee des Ersten Kaisers zu sehen. Die Zugfahrt dauerte 10 Stunden. (Am Ende der Fahrt war ich todmüde, weil ich so viele Fragen beantwortet hatte! ) Die Tonarmee des Qin Shihuangdi hat mich absolut fasziniert. Sie ist in Wirklichkeit noch vielbeeindruckender als auf den Fotos, die ich gesehen hatte. Xi'an selbst ist eigentlich auch eine hübsche Stadt (Xi'an hat sogar noch eine Stadtmauer! ) , aber es gibt zu viele Touristen. Sie sind wirklich überall.
Seit vier Tagen bin ich nun in Shanghai. Hier gibt es vor allem Menschen, Hochhäuser und Autos aus aller Welt. Der Bund, der auf Chinesisch „ Waitan" heißt , erinnert mich an das Europa um 1900. Ihn bezeichnet man auch als große internationale Architekturausstellung, weil man dort allerhand Bauwerke verschiedenster Baustile sehen kann. Am Abend dort spazieren zu gehen, ist besonders Schön. Dern Bund gegenüber, in Pudong, stehen die meisten Wolkenkratzer, wie der Jin Mao Tower (421 m), der Shanghaier Fernsehturm (468 m) und das Shanghai World Financial Center (492 m) usw.
Am besten aber gefällt mir „Xintiandi". Das ist das neue Unterhaltungs- und Kulturviertel. Dort, in der Fußgängerzone, gibt es eine Menge Restaurants mit europäischer, asiatischer und auch südamerikanischer Küche und auch viele Designer-Bars und Geschäfte.
Wie ist es in Deutschland? Kalt, mit Regen?
Viele Grüße aus China
Stefan