Olaf Küster,27,Installationskünstler
Obwohl ich schon während meines Studiums wusste, dass es für mich nicht leicht sein würde,mich auf dem freien Kunstmarkt zu behaupten, hatte ich es mir doch ein wenig leichter vorgestellt. Ich habe meine Installationen schon auf mehr als fünfzehn Ausstellungen präsentiert, aber finanziell zahlt sich das nicht aus. Man kann glücklich sein, wenn man überhaupt ausgestellt wird. Um mir einen Namen zu machen, versuche ich nun verstärkt an Wettbewerben teilzunehmen. Leider kann ich noch nicht von meiner Kunst leben. Meinen Lebensunterhalt und die Miete für mein Atelier verdiene ich auf dem Bau. Zum Glück sind die Mieten hier noch billig, sodass ich mir sogar ein 100 ㎡ großes Atelier leisten kann. Dies gibt es nur in Berlin. Auβerdem leben hier viele Menschen, die kreativ arbeiten. Da findet man schnell Kontakte und Inspiration. Deshalb bin ich ja auch von Hamburg hierher gekommen.
Achim Münster,39,Maler und Galerist
Ich habe zwar hier Malerei studiert, doch ich komme zurzeit gar nicht zum Arbeiten. Ich habe nämlich im Sommer zusammen mit zehn Künstlern eine Produzentengalerie eröffnet. Hier in Berlin gibt es viele Künstler, die solche Projekte wagen. Alles ist hier so unkonventionell und im Aufbruch. Unser Galerie-Projekt läuft zwei Jahre, wobei jeder Künstler eine Einzelausstellung bekommen soll. Ich habe den Job des Galeristen übernommen.Jetzt brauche ich endlich keinen Nebenjob mehr.Da habe ich einen echten Perspektivenwechsel vollzogen: vom Künstler zum Kunsthändler. Die Arbeit macht mir auch richtig Spaß. Ich kümmere mich gerne um meine Künstler, auch wenn es manchmal harte Konflikte gibt.Etwa, wenn ich die Preisvorstellung der Künstler auf ein realistisches Niveau absenken muss.Meine Erfahrungen als Künstler helfen mir sehr bei solchen Auseinandersetzungen.
Agatha Kowalski, 25,bildende Künstlerin
Bis vor einem Jahr habe ich jeden Abend in einer Kneipe gejobbt und nur tagsüber im Atelier in der alten Fabrikhalle gearbeitet. Aber seit einem Jahr habe ich ein Stipendium. Als ich dann zu meiner Überraschung einen der ersten Preise bei einem Kunstwettbewerb gewann, da folgten die Einladungen zu Ausstellungen. Ich muss sagen, mein Weg von Warschau nach Berlin hat sich gelohnt. Meine Grafiken werden in verschiedenen kleinen Berliner Galerien ausgestellt und an Kunstliebhaber verkauft, die Freude an meinen Arbeiten haben und sie nicht als Investition betrachten. Im Augenblick genieße ich es, ohne finanziellen Druck arbeiten zu können, und lasse mich mitreißen von Berlin, einer Stadt, die permanent in Bewegung ist.
Kirsten Hansen, 33,Modeschöpferin
Ich kann es selbst kaum glauben: meinen ersten eigenen Laden mit selbst kreierten Kleidern. Und das hier in Berlin und nicht zu Hause in Kopenhagen.Hier entstehen auch die ldeen für meine Kollektionen,die in Paris,Mailand und New York auf den Laufstegen zu sehen sind. Ich habe selbst eine Weile als Designerin in großen Modehäusern in Paris und New York gearbeitet, einen Laden konnte ich mir dort aber nicht leisten. In unserer Branche ist dort alles so kommerziell. Und hier in Berlin da reizt mich einfach der kaputte Charme der Stadt, dieser ewig unfertige Zustand, den versuche ich dann auch in meine Entwürfe zu übertragen. Ich kann zwar gerade so von meinen Kleidern leben und sitze oft auch selbst noch nachts an der Nähmaschine, aber dafür bin ich mitten drin in der Künstlerszene und daraus schöpfe ich sehr viel Energie und Kreativität.