来源:走遍德国丨类型:阅读丨难度:B2丨单词数:363

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DIE ZEIT:Herr Gehry,kein anderer Architekt ist derzeit populärer als Sie. Zugleich schlägt Ihnen sehr viel Skepsis entgegen.Woran liegt das?
Gehry:Meine Kollegen mögen es nicht,wenn einer aus der Art schlägt. Alles soll möglichst rational und abgeklärt sein, normal eben. Und wenn einer kommt wie ich, einer,der seine Häuser eher als multiple Persönlichkeiten begreift,dann wird er halt attackiert.
ZEIT:Ihre Bauten seien selbstsüchtig und eitel,heiBt es dann.
Gehry:Wer so etwas sagt,schaut nicht genau genug hin.
Esist mirimmer sehr wichtig, ein guter Nachbar zu sein.
Alle meine Gebäude gehen eine Beziehung zu ihrem Umfeld ein,sie versuchen eine Verständigung aufzubauen und stellen sich nicht einfach plump in die Gegend.
ZEIT:Es sind aber reichlich schräge Nachbarn, auf Anpassung sind sie nicht gerade bedacht.
Gehry:Nein,es sind keine Anpasser,gleichwohl nehmen sie Rücksicht auf die Umgebung.Bei meinem Düsseldorfer Projekt zum Beispiel habe ich darauf geachtet, dass möglichst keinem anderen Anrainer der Blick auf den Rhein versperrt wird. Dennoch ist mir ein eigener, starker Auftritt wichtig,gerade bei einem Kunstmuseum oder einer Konzerthalle.Deshalb unterwerfe ich meine Bauten nicht dem kleinkarierten Denken, das in der Architektenschaft eh so verbreitet ist.
ZEIT:Was meinen Sie damit?
Gehry:Viele Kollegen scheuen das Eigenständige und verstecken sich deshalb hinter dem vermeintlich Rationalen,hinter Geldproblemen,Terminplänen oder technischen Tüfteleien.Sie wollen jede Entscheidung objektivieren.Doch eine solche Objektivität gibt es nicht.Wer mit Formen und Materialien zu tun hat,wer ein Gestalter sein will, der wird sich auf keine höhere Instanz berufen können. Er muss selbst entscheiden, muss seiner Intuition vertrauen,muss spielen.
ZEIT:Ist dafür das Bauen nicht eine viel zu ernste und zu teure Sache?
Gehry:Das dachte ich auch lange.Ich musste erst mühsam lernen,meiner Intuition,meinem inneren Kind zu vertrauen.Man sollte etwas ganz Eigenes entwickeln. Ich mag es,wenn man ein Haus auf sieben Millionen Arten interpretieren kann. Dafür darf es aber nicht so stumpf und steif dastehen wie das Pantheon oder sonst ein griechischer Tempel.
ZEIT:Gibt es für Sie überhaupt einen Unterschied zwischen Kunst und Architektur?
Gehry: Na ja,eine Skulptur braucht ja kein Klo zu haben, das ist schon ein Unterschied. Doch viel mehr als von den Bildhauern habe ich von den Malern gelernt. Ich begeistere mich sehr für das Malerische, für weiche, tiefgründige Oberflächen.Das ist in der Architektur natürlich sehr schwierig hinzubekommen,aber manchmal gelingt es mir doch...

【阅读丨B2】Sie mögen es nicht,wenn einer aus der Art schlägt

2021-09-16
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