Radiosprecher. Zuerst mussten die beiden Forscher jedoch feststellen, ob Franks Beobachtungen überhaupt richtig waren. In einer von ihnen entwickelten Studie Ende der 1980er Jahre versuchten sie herauszufinden, ob Sportler in Schwarz als aggressiver wahrgenommen werden und ob diese Sportler sich auch auf dem Spielfeld aggressiver verhalten. Im ersten Teil der Studie haben 25 Versuchsteilnehmer Trikots verschiedener Mannschaften der National Football League und der National Hockey League beurteilt, ob sie eher zaghaft oder eher aggressiv wirkten.
Frank: We found that teams with black uniforms were consistently rated ...
Synchronsprecher: Wir stellten fest, dass die Versuchsteilnehmer Mannschaften, die in Schwarz spielten, als aggressiver beurteilten.
Radiosprecher: Im nächsten Schritt wollten Franks und Gilovich anhand von Strafstatistiken überprüfen, ob Mannschaften in Schwarz auch tatsächlich aggressiver spielten.
Frank: If you looked the number of penalties these teams received between 1970 and 1985 it became Clear that…
Synchronsprecher: Ein Blick in die Strafstatistiken von 1970 bis 1985 bestätigte, dass die Oakland Raiders, die Pittsburgh Steelers und die Philadelphia Flyers — alle drei Mannschaften spielten in Schwarz — tatsächlich mehr Strafen bekommen hatten als andere Teams.
Stadionsprecher: Another penalty against the Raiders. Unnecessary roughness against the quarterback 15 Yards penalty.
Synchronsprecher: Und wieder begehen die Raiders einen Regelverstoß. Unnötige Härte gegenüber dem Quarterback. Strafe: 15 Yards Raumverlust.
Radiosprecher: Ja, warum das denn? Spielten die Mannschaften in Schwarz wirklich aggressiver oder ließen sich die Schiedsrichter genauso von der Farbe täuschen, wie die Leute, die Franks schwarzem Hund lieber auswichen? Nahmen die Schiedsrichter also vielleicht die' Spieler in Schwarz als aggressiver wahr? Auf diese Frage eine Antwort zu bekommen, war nicht ganz einfach, aber Mark Frank hatte eine Idee. Eine Gruppe College Studenten stellten exakt die gleichen Spielszenen nach. Mal äug die angreifende Mannschaft Schwarz, mal Weiß. Frank nahm die Szenen mit einer Video-Kamera auf und zeigte diese Szenen dann Football-Fans und -Schiedsrichtern, die nichts von dem Experiment wussten.
Frank: It was hard to believe, but the referees and fans…
Synchronsprecher: Und man glaubt es kaum, aber die Schiedsrichter und auch die Fans beurteilten das Spielerverhalten der Schwarzen als aggressiver.
Radiosprecher: Jetzt war aber noch eine Frage Ofen, nämlich die, ob der schwarze Hund tatsächlich frecher wird, wenn Leute Angst vor ihm haben. Dass also nicht nur der, der Schwarz trägt, als aggressiver wahrgenommen wird, sondern sich dadurch auch aggressiver verhält? Im letzten Teil der Studie wurden Versuchsteilnehmer in Dreiergruppen eingeteilt. Sie mussten fünf Sportarten aussuchen, in denen sie gegen die anderen Gruppen antreten sollten. Sie bekamen entweder weiße oder schwarze Trikots.
Frank: Not surprisingly, the results were conclusive…
Synchronsprecher: Das Ergebnis war eindeutig und hat uns nicht überrascht. Sobald die Versuchsteilnehmer in einer Mannschaft mit schwarzen Trikots spielen sollten, wählte die Gruppe für den Wettbewerb aggressivere Sportarten.
Radiosprecher: Damit nicht alle Mannschaften in der nächsten Saison in Schwarz spielen, stellten die Forscher schnell in der Presse klar, dass die Ergebnisse nichts über die Gewinn- Chancen einer Mannschaft sagen. Die steigen nämlich, wenn eine Mannschaft rote Trikots trägt. Das ergab eine Analyse der Ergebnisse der Fußballeuropameisterschaft. Hier erzielten die in Rot spielenden Mannschaften 0,97 Tore mehr als die andersfarbigen. Warum Rot solch eine Wirkung hat, ist noch unklar. Aber wer sich für weitere Experimente interessiert, wer also z. B. wissen möchte, ob eine Maschine kitzeln kann, was einen Unsympathen sympathischer macht und was passiert, wenn man jemanden in der U-Bahn um seinen Platz bittet, dem sei „Das neue Buch der verrückten Experimente" von Reto Schneider empfohlen, das im Goldmann-Verlag erschienen ist. Und nun passend zum Thema „Lady in Red“ von…