Moderator: Herr Kiontke, vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für unsere Hörerinnen und Hörer nehmen.
Kiontke: Das mache ich gern.
Mod: asphericon ist eine Ausgründung aus der Friedrich-Schiller-Universität Jena, das heißt Ihre Diplomarbeit war Grundlage einer Geschäftsidee. Mittlerweile haben Sie mehr als 100 Mitarbeiter. Sie sind kein Jungunternehmer mehr.
Kiontke: Ja, wir sind seit über zehn Jahren erfolgreich am Markt.
Mod: Was treibt Sie an, was fasziniert Sie an der technischen Optik?
Kiontke: Der Anspruch, in diesem Feld mitspielen zu können. Genauigkeit, Sauberkeit in der Fertigung, die vielfältigen physikalischen Effekte, die es zu kontrollieren gilt. Das sind Herausforderungen, die Spaß machen.
Mod: Sie schauen immer so nach vorn, wirken optimistisch. Ist die Optikbranche ein Feld mit Zukunft?
Kiontke: Optimismus gehört zum Job. Die Optikbranche ist Grundlage für viele andere Branchen, man spricht deshalb auch von enabeling technology. Ohne Optik läuft heutzutage nicht mehr viel und das wird zukünftig eher zunehmen. So gesehen brauchen wir uns keine Sorgen zu machen.
Mod: Das Wort Photonik scheint Konjunktur zu haben. Wie ist das Verhältnis zwischen asphericon und Photonik?
Kiontke: Ja, wir sind ein Teil der Photonik. Es geht ja dabei um die Wissenschaft vom Licht. Und wir stellen Produkte her, die die Nutzung von Licht ermöglichen.
Mod: Sie fertigen aber keine normalen Linsen, sondern sogenannte Asphären. Können Sie das unseren Hörern und Hörerinnen möglichst einfach in zwei, drei Sätzen erklären?
Kiontke: Die Oberfläche gewöhnlicher Linsen, also sogenannter Sphären ist wie ein Teil einer Kugel — überall gleich rund und gleich gekrümmt. Asphären hingegen ändern ihre Oberflächenkrümmung von der Mitte zum Rand.
Mod: Also eine Art Berg-Tal-Landschaft, die Sie fertigen, oder?
Kiontke: Ja genau.
Mod: Worin liegt der konkrete Vorteil von Asphären gegenüber normalen Linsen? Und welche Einsatzgebiete eröffnen sich mit diesen?
Kiontke: Man kann Linsen einsparen, das heißt Geräte werden kompakter und leichter, beim Beamer ist das beispielsweise der Fall. Heutzutage sind die recht leicht und damit auch transportabel. Das liegt v. a. an der Einsparung von Linsen. Es gibt hunderte Technologien, die nur mit Asphären funktionieren — wer sich die Retina im Auge anschauen will, der braucht zum Beispiel Asphären. Es gibt so viele Einsatzgebiete, das lässt sich hier gar nicht aufzählen…
Mod: Darauf gehen wir vielleicht später etwas genauer ein. Zurück zur Fin-na. Sie sitzen ja in einer Stadt, die jedem technischen Optiker, nicht nur in Deutschland bekannt sein dürft. Ihr Standort ist in Jena. Hat das Vorteile und gibt es Kontakt zu den anderen Firmen vor Ort, also zu Zeiss, Jenoptik, …
Kiontke: Wir profitieren davon, alle gemeinsam am Standort zu sitzen. Da gibt's gemeinsame Projekte, Austausch, das passt schon. Nicht zu unterschätzen ist der Punkt, dass es viel Fachpersonal anzieht, wovon wir wiederum als mittelständische Firma profitieren.
Mod: Merken Sie den Fachkräftemangel?
Kiontke: Wir merken das tagtäglich. Das Problem ist nicht neu und Optonet, das Bildungszentrum, die Universität hier in Jena, natürlich auch die Fachhochschule und die Firmen vor Ort arbeiten gemeinsam daran. Das Thema wird uns in den kommenden Jahren noch sehr beschäftigen.
Mod: Bilden Sie auch aus?
Kiontke: Ja, natürlich. Derzeitig sind es fünf Auszubildende als Feinoptiker und eine große Anzahl Studierende, die wir bei Praktika, Bachelor- und Masterarbeiten betreuen. Und mittlerweile haben wir auch eine Kooperation mit einer Schule.
Mod: Aber wahrscheinlich ziehen Sie eher männliche Interessenten an?
Kiontke: In Ausbildung sind derzeitig tatsächlich eher die Männer vertreten, was mich auch etwas verwundert, da wir normalerweise nicht diese Verteilung haben. In der Firma haben wir einen vergleichsweise hohen Frauenanteil.
Mod: Wie sind die Berufsperspektiven als technischer Optiker bzw. Optikerin?
Kiontke: Fachpersonal ist schon extrem gefragt. Das steht außer Frage und diese Branche hat einiges zu bieten, auf jeden Fall sehr gute berufliche Perspektiven.
Mod: Und wie sehen Sie Ihre Perspektiven? Also lassen Sie uns in die Zukunft schauen, vielleicht so zehn Jahre. Wo sehen Sie asphericon?
Kiontke: Auf jeden Fall in Jena.
Mod: Ok Sie sind ja recht schnell…